Armut ist mehr als der Mangel an Geld
Verfasst von Marc am 22. November 2022
Fachtag informierte Fachkräfte über armutssensibles Handeln in Kitas
Auch im Landkreis Esslingen leben mehrere tausend Kinder unter 18 Jahren in Armut. Ihre Eltern unternehmen oft viel, um den Kindern trotz finanzieller Knappheit Dinge möglich zu machen. Armut bleibt dann über weite Strecken verdeckt. Häufig ist die Kindertagestätte die erste Institution, in der Familienarmut offenbar wird. Welche Handlungsmöglichkeiten und welche Grenzen gibt es für armutssensibles Handeln in der Kindertageseinrichtung? Bei einer Fachtagung zum Thema „Teilhabe schafft Chancen – Perspektiven in der frühkindlichen Bildung“ am 8. November in Wernau im Quadrium konnten sich rund 100 pädagogische Fachkräfte für Kinder von null bis sechs Jahren informieren und austauschen. Eingeladen zu der Veranstaltung hatte das Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut „Familien stärken“ im Landkreis Esslingen.
Bei Fachvorträgen, Kurzfilm, Theatervorführung, Workshops und einem Infomarkt mit Ausstellern unterschiedlicher Einrichtungen konnten die Teilnehmenden auf unterschiedliche Weise das Wesen von Armut in den Blick nehmen. Reflektiert wurde, was für Kinder das Aufwachsen in einer von Einkommensarmut betroffen Familie bedeutet und wie Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung einen Beitrag leisten können, um diese Kinder angemessen zu unterstützen, zu fördern und zu begleiten. Die Veranstaltung ist dem Leitgedanken „Menschen gehen zu Menschen und nicht zu Institutionen“ gefolgt.
Nach einem Grußwort von Dr. Michael Wolff, Referent für Armut und soziale Teilhabe beim Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, beleuchtete Dr. Irina Volf vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. aus Frankfurt am Main, wie einerseits Kinderarmut als Dauerkrise von einer Generation
zur nächsten weitergegeben wird und andererseits, welche Chancen individuelle, talentorientierte Förderung von Vorschulkindern. Armutssensibilität ist hierbei eine wesentliche Voraussetzung für präventives Arbeiten gegen Kinderarmut.
Referentin Inna Zeitler, Anti-Bias-Trainerin und Theaterpädagogin, sensibilisierte mit ihrem Fachvortrag „Von Schubladen und Schieflagen“ für unseren aktuellen Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt und den einhergehenden Schieflagen in Lebensgestaltung, Teilhabe und Verwirklichung. Corinna Bauer, Projektkoordinatorin des Präventionsnetzwerkes im Landkreis, stellte die Bedeutung von Projekten dar, die Teilhabechancen von Kindern und Familien in Armutslagen im Landkreis Esslingen steigern und Zugänge zu bestehenden Bildungsangeboten erleichtern.
Workshops gab es zu armutssensiblem Handeln in der Pädagogik, zu inklusiver und armutssensibler Sprache, zum Verstehen von Körpersprache und Handlungsstrategien zur Fachkraft-Kind-Interaktion. Die Bandbreite der auf dem Informationsmarkt vertretenen Einrichtungen und Initiativen hat einmal mehr das breite Engagement beim Thema „Kinderarmut“ aufgezeigt. Vertreten waren: das Jobcenter Esslingen, die Interdisziplinäre Frühförderstelle (IFS), der Familienentlastende Dienst, die Caritas Kinderstiftung, der Soziale Dienst, die Integrationshilfe in Kitas, der Dolmetscher Pool, der Modellversuch Inklusion, die Psychologische Beratungsstelle und ProJuFa, Wildwasser, Kompass und Pro Familia. Zu sehen war aus der Reihe MACH DICH STARK der Kurzfilm „Versteckte Helden“ und ein improvisiertes Stück des Harlekin Theaters aus Tübingen.
Das Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut „Familien stärken“ im Landkreis Esslingen wird durch das Ministerium Soziales und Integration Baden-Württemberg gefördert. Infos und Kontakt: Corinna Bauer, Telefon 0711 3902 – 44298, E-Mail bauer.co- rinna@LRA-ES.de.
(Quelle: Landratsamt Esslingen, Foto: Corinna Bauer)