Wohnungsbau stockt
Verfasst von Marc am 29. Februar 2024
Im Jahr 2023 konnten rund 10.000 Menschen in eine bezahlbare, neue Mietwohnung bei einem vbw-Mitglied einziehen. Auch in diesem Jahr werden die vbw-Mitglieder laut Umfrage nochmals über 4.000 Wohnungen fertigstellen, davon mehr als 40 Prozent der Projekte mit Mitteln aus dem Programm Wohnungsbau BW. „Diese Neubauten basieren noch auf Planungen der Wohnungs-unternehmen aus den Jahren 2019 bis 2021, als die Bau- und Finanzierungskosten deutlich unter dem heutigen Niveau lagen“, analysierte vbw-Präsident Peter Bresinski. Die Baupreise sind von 2019 bis 2023 um 40 % gestiegen. Die Bauzinsen haben sich von Mitte 2021 bis Ende 2023 um 2,5 bis 3 Prozent erhöht. Bauprojekte, die noch Mitte 2021 rentabel waren, sind daher heute oftmals nicht mehr finanzierbar.
Laut Berechnungen des aktuellen Frühjahrsgutachtens der Immobilienweisen liegt die Kosten-miete im Wohnungsneubau aktuell bei über 21 Euro pro Quadratmeter und Monat. Gerade für die Genossenschaften sowie die kreisgebundenen und kommunalen Wohnungsunternehmen, die das bezahlbare Segment belegen, stellt das ein Problem dar.
Nötig ist daher ein gemeinsames Handeln gegen diesen Trend. „Die negative Bauentwicklung muss aufgehalten werden. Der vbw hat dazu bereits im Juni 2023 ein Positionspapier erstellt und erforderliche Maßnahmen benannt. Was es jetzt braucht, ist eine mutige und verlässliche Politik, die die erforderlichen Schritte auch umsetzt, damit mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen kann“, so Bresinski.
Die Digitalisierung der Bauämter und Bauverfahren sei ein erster Schritt. „Beschleunigung ergibt sich aber nur, wenn die dahinterstehenden Prozesse verbessert, durch ausreichend Personal unterlegt und dieses geschult und in seinen Befugnissen gestärkt wird“, so der Verbands-präsident. Der Verband drängt zudem auf die Einführung einer Genehmigungsfiktion. Danach gilt eine beantragte Genehmigung nach Ablauf einer für die Entscheidung festgelegten Frist als erteilt, wenn der Antrag hinreichend bestimmt ist. Diese Genehmigungsfiktion kann die Landesregierung in der Landesbauordnung verankern.
„Nicht nur aus diesem Grund ist die Novellierung der Landesbauordnung ein Hoffnungsschimmer. Wir erwarten für den Wohnungsbau wesentliche Erleichterungen. Es müssen nicht nur Punkte wie der Stellplatzschlüssel für den Bau von PKW- und Fahrradstellplätzen angegangen werden, sondern beispielsweise auch im Bereich des Schall- und Brandschutzes Erleichterungen erfolgen“, ist Bresinski überzeugt. „Die Politik sollte alles dafür tun, das Bauen einfacher zu machen und Komplexität zu reduzieren“. Darüber hinaus sei ebenfalls die Senkung der Grunderwerbsteuer notwendig, um das bezahlbare Bauen und Wohnen zu unterstützen.
Gefordert: Typengenehmigung für modulares und serielles Bauen
Der wohnungswirtschaftliche Bundesverband GdW hat erneut eine Rahmenvereinbarung für seriellen und modularen Wohnungsbau ausgeschrieben und an den Start gebracht. Mit der Vereinbarung haben die Wohnungsunternehmen die Möglichkeit, ihre Wohnungsneubauprojekte schneller, einfacher, kostengünstiger und in hoher Qualität zu realisieren. Sie können jetzt in einem mit dem Vergaberecht konformen Verfahren einzeln Bauaufträge auslösen. Soweit die Mitglieder zur öffentlichen Ausschreibung verpflichtet sind, ist ein vereinfachter Wettbewerb zwischen den in Frage kommenden Rahmenvertragspartnern durchzuführen. Es ergeben sich je nach Zahl der Wohnungen Skaleneffekte zwischen 2 und 22 Prozent.
Schlüssel Kommune
„Die Kommunen haben es in der Hand, ob bei ihnen gebaut wird“, erklärte Bresinski. Zentral sei die Ausweisung von Bauflächen, insbesondere von Bauflächen für den Mehrfamilienhausbau und zu vergünstigten Konditionen. Es sei dann wenig hilfreich, wenn die Kommune besonders hohe Bauvorgaben mache, beispielsweise im Bereich immer höherer Energieeffizienzstandard bei den Wohngebäuden.
Eile geboten