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Landkreis Esslingen nimmt am Projekt zur Stärkung der biologischen Vielfalt teil

Verfasst von am 14. Dezember 2022

FFH-Mähwiesen durch Mahdgutübertragung verbessert und Saatgut zum Reparieren von Schwarzwildschäden hergestellt

Der Landkreis Esslingen nimmt am Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg teil. Die Untere Naturschutzbehörde kann mit dem unter dem Dach des Sonderprogramms laufenden Spenderflächenprojekt des Regierungspräsidiums Stuttgart für den Natur- und Artenschutz bedeutsame magere Flachland-Mähwiesen im Naturschutzgebiet „Wiestal mit Rauber“ im Stadtgebiet Kirchheim unter Teck verbessern und Wiesen im Stadtgebiet von Aichtal zur Gewinnung von Saatgut dreschen.

Magere Flachland-Mähwiesen sind Lebensräume, die sich durch eine besonders hohe Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten auszeichnen und an der Farbenpracht ihres vielfältigen Blütenreichtums gut zu erkennen sind. Sie entstehen nach jahrzehntelanger extensiver Nutzung als Heuwiesen, werden ein bis zwei Mal jährlich gemäht und mit Stallmist gedüngt.

In Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Stuttgart hat die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Esslingen das Spenderflächenprojekt im Naturschutzgebiet „Wiestal mit Rauber“ durchgeführt. Das Grünland wurde über einen langen Zeitraum extensiv bewirtschaftet, die gewünschten Kräuter haben sich dennoch nicht angesiedelt. Benachbarte kräuterreiche Flächen haben bei dem Projekt als Spenderflächen gedient. Diese werden für die Mahdgutübertragung genutzt, ein Verfahren, mit dem Pflanzengesellschaften auf dem Grünland angesiedelt werden können. Dabei wird von artenreichen Wiesen, den „Spenderflächen“, das Mahdgut als Mulchdecke auf die zu entwickelnden Flächen ausgebracht, die Samen der Pflanzen fallen während des Abtrocknens des Materials auf die Empfängerfläche. An die Spenderflächen werden höchste Ansprüche gestellt. Sie müssen artenreich bis sehr artenreich sein und viele typische Kräuter aufweisen. Giftpflanzen, wie die Herbstzeitlose, sollten fehlen. Ein kurzer Weg zwischen der Spender- und der Empfängerfläche erhält die regionale genetische Identität der Arten und nutzt das natürliche Potential der Umgebung.

Bildunterschrift: Bildunterschrift: Landwirt Friedemann Alber aus Aichtal mit Saatgut aus Wiesendrusch (Foto: Büro Weiss)

Des Weiteren wurde in diesem Jahr Saatgut durch Wiesendrusch von artenreichen FFH-Mähwiesen im Stadtgebiet von Aichtal gewonnen. Ein Mähdrescher hat die Samen der Wiesen gedroschen. Das so gewonnene Saatgut dient ebenso der Verbesserung des Artenreichtums kräuterarmer Wiesen. Wiesendrusch hat im Vergleich zur Mahdgutübertragung den Vorteil, dass die Einsaat unabhängig vom Mähzeitpunkt des Grünlandes erfolgen kann, der manchmal in längere Trockenperioden fällt und ungünstig für die Keimung der Kräuter ist.

Die Mahdgutübertragung und das Wiesendruschprojekt gemeinsam mit ortsansässigen Landwirten und einem vom Landkreis beauftragten Unternehmer ist auf Langfristigkeit ausgelegt, es kann einige Jahre dauern, bis sich die artenreichen Grünländer entwickeln. Die Landwirte leisten mit ihrem freiwilligen Engagement einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Grünlandpflanzen und gegen das Insektensterben, denn die meisten Wildbienen und Schmetterlinge sind auf blütenreiche Wiesen angewiesen.

Wiesendrusch zum Reparieren von Wildschweinschäden
Das durch das Wiesdruschprojekt gewonnene Saatgut ist außerdem bestens zur Reparatur der zunehmenden Schwarzwildschäden auf geschützten Grünlandflächen geeignet. Werden die Wildschäden nicht sachgerecht repariert, führt dies zu Artverschiebung und Artenverlusten und zum Verlust von FFH-Mähwiesen, womit gegen das Naturschutzrecht verstoßen wird.

Bei großflächigen Schäden hat eine flachgründige Bodenbearbeitung mit einer Kreiselegge zum Einebnen der Schadstellen und einem anschließenden Walzen keinen negativen Einfluss auf die Zusammensetzung und Anzahl der wertgebenden Arten einer FFH-Mähwiese. Der im Boden befindliche Samenvorrat kann zu einer Selbstbegrünung ausreichend sein und eine Nachsaat ist nicht zwingend erforderlich.

Wenn geschädigte Flächen schnell durch Nachsaat geschlossen werden sollen, könnten Regelsaatgutmischungen zu einer erheblichen Verschiebung der typischen Pflanzenzusammensetzung einer FFH-Mähwiese führen. Dem kann durch den Einsatz von zertifiziertem regionalen Saatgut mit der Mischung für den Lebensraumtyp Mähwiese aus der entsprechenden Herkunftsregion oder Ursprungsgebiet entgegengewirkt werden. Dank des Projekts „Wiesendrusch“ kann das hierbei gewonnene regionale Saatgut eines Biobetriebes kostenfrei in begrenzten Mengen zur Regulierung von Schwarzwildschäden auf FFH-Mähwiesen bestellt werden.

Weitere Informationen gibt es auf Anfrage unter Email Naturschutz@LRA-ES.de.

 

(Quelle: Landratsamt Esslingen, Titelbild: Landratsamt Göppingen, Esther Gerhards)