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Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien

Wir geben vergessenen Kindern eine Stimme

Göppingen, 15.02.2020 – Fast drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen in einer Familie auf, in der die Eltern suchtkrank sind. Für diese Kinder und Jugendlichen bedeuten der aktuelle Lockdown mit den Kontaktbeschränkungen eine zusätzliche Belastung. In vielen Familien steigt der Stresspegel und es gibt deutliche Hinweise, dass somit auch der Alkohol- und Drogenkonsum der suchtkranken Eltern zunimmt.

Viele Kinder und Jugendliche erleben im Moment neben der emotionalen Isolation, auch noch eine äußere Isolation durch Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren sowie durch die Schließung von Bildungs- und Freizeiteinrichtungen. Vieles, was Kindern aus Suchtfamilien bzw. Kindern von psychich kranken Eltern bisher Halt gegeben hat, nämlich gesunde Beziehungen außerhalb der eigenen Familie, fällt momentan weg oder kann nur noch erschwert wahrgenommen werden. Mehr denn je können sie einer aggressiven Atmosphäre zu Hause, Gewalt und sozialer Isolation ausgesetzt sein. Hinzu kommen Sorgen um Infektionsrisiken oder sogar durchlebte Erkrankungen, was nicht selten zu erheblichen psychischen Belastungen, z.B. Ängsten, Zwangsproblematiken oder Depressionen, führt.

Die 12. bundesweite Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien möchte aus diesem Grund im Zeitraum vom 14. bis zum 20. Februar 2021 nicht nur auf die Situation der betroffenen Kinder, Jugendlichen und deren Familien aufmerksam machen, sondern auch konkrete Wege zu Hilfe und Unterstützungsangeboten aufzeigen.

Im Landkreis Göppingen gibt es für alle betroffenen Kinder, Jugendlichen und Familien die Möglichkeit, sich z.B. an die Suchtberatungsstellen des Diakonischen Werks in Göppingen und Geislingen zu wenden. Gerade jetzt in dieser schwierigen Pandemielage raten die Einrichtungen im Landkreis Göppingen Betroffenen, sich nicht davor zu scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen: “Wir Fachkräfte sind gerne für Sie da, wenn Gesprächsbedarf besteht, Sie eine Orientierungshilfe benötigen oder konkreter Hilfebedarf besteht. Bei Gefährdungssituationen in Familien ist es uns wichtig, für Sie da zu sein. Das kann über das Telefon, online oder unter hohen Schutzauflagen auch persönlich erfolgen”, so Sascha Lutz, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Göppingen.

Verschiedene Studien im Kindes- und Jugendalter zeigen auf, dass für Kinder mit einem psychisch erkrankten bzw. suchtbelasteten Elternteil ein deutlich erhöhtes Risiko besteht, später selbst auch psychisch zu erkranken.

VIADUKT Hilfen für psychisch Kranke e.V. betreut seit vielen Jahren psychisch erkrankte Menschen im Landkreis Göppingen und hat die Erfahrung gemacht, dass manchmal sogar mehrere Generationen einer Familie aufgrund einer psychischen Erkrankung Hilfe und Betreuung benötigen.

„Das zeigt, wie wichtig präventive Hilfsangebote für Eltern und ihre Kinder sind und dass diese einen entscheidenden Einfluss auf die positive Entwicklung der Kinder haben können“, so Stefanie Reiß von VIADUKT e.V., welche seit einigen Jahren eine Eltern-Kind-Gruppe (das KANU-Projekt) für psychisch erkrankte Eltern und ihre Kinder anbietet. „Die Erfahrung zeigt, dass die Betroffenen sehr froh über ein Angebot und einen Ort sind, an dem sie ohne Angst und Scham über ihre Probleme z.B. bei der Erziehung oder in ihrem Familienalltag sprechen können. In dieser Gruppe auf andere Betroffene zu treffen und zu erfahren, dass ähnliche Probleme auch andere Familien beschäftigen, nicht verurteilt oder als schlechte Eltern hingestellt zu werden und sich gegenseitig Rat und Beistand zu geben, ist eine wichtige Erfahrung für die Teilnehmer“, weiß Frau Reiß. Neben diesem Austausch sind auch theoretische und praktische Inhalte zu verschiedenen Erziehungsthemen Bestandteil der Gruppentreffen.

Die parallel dazu stattfindende Kindergruppe bietet den Kindern einen Ort, in dem sie zum einen unbeschwert spielen und basteln können und zum anderen auch die Möglichkeit haben, sich mit anderen Kindern auszutauschen: „Sie können dort sowohl Fragen an Fachpersonal stellen als auch mit anderen Kindern sprechen und sich austauschen, die vielleicht Ähnliches in ihrer Familie erleben“ erzählt Stefanie Reiß.

Viele Kinder und Jugendliche haben Angst, über psychische Erkrankungen oder Suchtverhalten bei ihren Eltern, aber auch bei sich zu sprechen. In unserer Gesellschaft sind diese Erkrankungen noch immer mit vielen Vorurteilen belastet und viele Betroffene fühlen sich gerade jetzt zu Zeiten von Corona damit allein gelassen.

Wie wichtig es ist über seelische Gesundheit und Anzeichen einer psychischen Erkrankung bei sich, Freunden und Familienangehörigen zu sprechen und sich Hilfe und Unterstützung zu holen, lernen Jugendliche beim Schulprojekt „Verrückt? Na und!“ des Vereins VIADUKT in Kooperation mit dem Verein „Irrsinnig Menschlich“. Bei diesem Projekt erfahren die Jugendlichen auch von Betroffenen, wie man sich selbst und anderen helfen kann und welche Hilfsangebote es in ihrem Landkreis Göppingen gibt.

 

(Quelle: Kreisjugendamt Göppingen)